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oder: das ist kein lustiger blogg. nein.

12/06/2009

aha.

"...In seinem Buch "Learned Optimism" (1990, deutsch 1993) berichtet Seligman, wie er als Student zufällig in ein Labor kam, in dem gerade große Aufregung herrschte, weil ein Tierversuch einen völlig unerwarteten Verlauf genommen hatte. Dort hatte man im Zuge eines Lernexperiments Hunde einer Pawlowschen Konditionierung ausgesetzt: Man hatte ihnen jeweils einen hohen Ton vorgespielt und ihnen kurz danach einen leichten elektrischen Schlag versetzt, dem sie sich nicht entziehen konnten. (In der Literatur ist hier infolge eines systematischen Übersetzungsfehlers immer von "Elektroschocks" die Rede; in Wirklichkeit handelt es sich um leichte Stromschläge, die laut Seligman etwa den statischen Entladungen entsprechen, wie wir sie gelegentlich beim Berühren von Türklinken oder anderen Metallteilen verpasst bekommen.)

Ein fehlgeschlagener Lernversuch

Der Lerneffekt war erwartungsgemäß, dass nach einigen Durchgängen schon der Signalton Angst auslöste. In einem zweiten Teil sollte ein Experiment stattfinden, dass zeigen sollte, dass die Konditionierung – also die Koppelung der Reaktion an den Signalton – auch in anderen Situationen wirksam war. Doch dies erwies sich als undurchführbar, wie ein Student dem hereinkommenden Seligman erklärte: "Die Hunde rühren sich nicht mehr. Irgend etwas stimmt mit ihnen nicht." Seligman erkannte die volle Tragweite dieses vermeintlichen Missgeschicks: "Die Hunde mussten während des ersten Teils des Experiments erkannt haben, dass sie hilflos waren. Deshalb hatten sie aufgegeben. (...) Sie hatten gemerkt bzw. 'gelernt', dass nichts, was sie taten, etwas bewirkte. Warum sollten sie es dann weiter versuchen?"

Unerwartete Passivität

Genau diese Ausgangssituation wurde zum "Urexperiment" der Gelernten Hilflosigkeit. In einem ersten Teil wurden Hunde einem so genannten "Hilflosigkeitstraining" nach obigem Muster ausgesetzt, das heißt, sie hörten mehrfach erst einen Signalton und erhielten einige Sekunden später einen leichten elektrischen Schlag. Am nächsten Tag folgte der zweite Teil: Die Hunde befanden sich in einem Käfig, der durch eine niedrige Barriere in zwei Teile geteilt war. Es ertönte wieder der Signalton, doch diesmal konnten sich die Hunde dem elektrischen Schlag durch einen Sprung über die Barriere leicht entziehen. Normale Hunde, die keinem Hilflosigkeitstraining ausgesetzt worden waren, lernten dies binnen weniger Durchgänge und sprangen dann, sobald der Signalton ertönte, leichtfüßig über die Barriere. Anders die "trainierten" Hunde: "Sie hatten sich einfach winselnd hingelegt," berichtet Seligman (1993), und "nicht einmal versucht, den Stromschlägen zu entkommen."


ergänzend ist zu sagen, dass glücklicherweise in folgeexperimenten festgestellt wurde, dass sich einige versuchstiere/ -personen dieser passivität entziehen und weiter versuchen, ihr "schicksal" zu beeinflussen. die forschung beschäftigt sich seit jahren mit der frage, wie dieser optimismus zustande kommt und was die einen von den anderen unterscheidet.

"erlernte muster" sagen psychologen, sind schwer zu brechen. wer gelernt hat, wie er mit bestimmten situationen umgehen kann und was das für ein ergebnis bringt, der wird sich dieser sicherheit immer wieder holen - auch wenn das ergebnis ein schlechtes ist. denn die sicherheit, zu wissen, was einen erwartet, gibt einem ein besseres gefühl (wenn auch kurzfristig), als die angst, etwas anders zu machen und auf ein anderes ergebnis zu hoffen... verrückt eigentlich. wenn ich weiß, dass ich bisher immer auf die nase gekriegt habe, egal, was ich tue, dann rechne ich irgendwann damit und lege mir einfach etwas mehr hornhaut zu, weil ich ja "weiß", dass ich nichts dagegen machen kann... immerhin bin ich mir sicher, dass nichts schlimmeres passiert. so what!

ja, vielleicht kann man eben alles lernen... und verlernen. nur weil etwas schon immer so war, muss es diesmal nicht genauso sein.

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