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oder: das ist kein lustiger blogg. nein.

7/19/2009

kritik...

eine freundin sagte vor kurzem: "wenn man einmal genau darauf achtet, dann kritisiert man an anderen immer das, was man selber an sich nicht mag bzw. wie man selber ist..." daraufhin war in unserer runde erst einmal kurzes schweigen und grübeln angesagt. ich glaube jeder hat für sich kurz überprüft, ob das stimmt... ich auch. und bin zu dem schluss gekommen, dass etwas wahres dran ist.

wenn wir mal von persönlichen eigenschaften ausgehen, mag ich eigentlich menschen, die mir ähnlich sind meist von haus aus. menschen, die völlig anders sind als ich, lösen schon immer ein bisschen unsicherheit bei mir aus. sozusagen - unverständnis, was vielfach eine kommunikation erschwert und mich widerum bremst... ein grund, warum ich solchen menschen eher aus dem weg gehe. kritisiere ich sie deswegen? es ist sicher auch eine form von kritik, sich mit menschen nicht abgeben zu wollen. sie nicht teilhaben zu lassen am eigenen leben, wünschen, vorstellungen... und ja, ich urteile über menschen, die anders handeln und leben wie ich. ich bemühe mich jedoch, mir immer wieder zu sagen, dass das etwas ist, das mich nichts angeht. also belästige ich sie, wo ich kann, nicht mit meiner meinung. der gedanke: "ich muss nicht dieses leben leben, also steht es mir nicht zu, darüber zu urteilen", ist in solchen situationen oft hilfreich...

die frage, die ich mir dazu gestellt habe: warum kritisieren wir eigentlich andere? warum sind manche menschen so kritikfreudig? und warum fühlen wir uns oft so gut, wenn wir andere kritisieren können...?
beobachte manchmal, wie einige menschen tatsächlich fast sichtbar größer werden, wenn sie über andere negatives berichten können. je weniger sie denjenigen mögen, umso befriedigender scheint die äußerung von kritik zu sein... somit scheint kritik durchaus etwas zu sein, dass wir mit uns selbst in verbindung bringen. wir fühlen uns irgendwie besser, wenn wir kritisieren können.

fand dazu einen interessantes dossier in der cicero...
"...Wenn wir einem anderen nachsagen, dass er etwas falsch gemacht hat oder dass er falsch lebt, dann empfinden wir: Ich bin nicht wie du. Diesen Unterschied bewerten wir negativ. Wenn uns an einem anderen etwas gefällt, denken wir nicht: Ich bin nicht wie du. Von dem, was uns gefällt, müssen wir uns nicht gleich unterscheiden, nur was uns missfällt, weckt unser Unterscheidungsbedürfnis, unsere Kritiklust. Gibt es etwas Günstigeres für das Selbstbewusstsein als die Empörung über einen anderen? Es ist sozusagen Futter für unsere Identität, nicht zu sein wie die, an denen uns etwas missfällt. Wir erleben den Unterschied und erleben dadurch ganz von selbst, also ohne das bewusst zu konstatieren, dass wir richtig sind, so wie wir sind, dass wir klug sind, schön sind, natürlich auch gut sind. Dass man politisch korrekt ist, erlebt sich wahrscheinlich am deutlichsten, wenn man einem anderen nachweist, dass der das nicht ist...." (der ganze artikel - HIER)

wahr daran ist meiner meinung nach, dass eine bestimmte form von kritik nichts wirklich schönes an sich hat... kritisiere ich jemanden, um mich selbst besser zu fühlen, so hat das immer etwas biestiges, verkrampftes, hämisches... das problem ist, dass jeder mensch auf diese form von kritik mit abwehr reagiert. solche kritik hat nichts förderndes, positives, schöpferisches. sie zerstört kommunikation genauso wie vertrauen.

kritik im positiven sinn soll uns dazu bringen, besser zu werden. dazu müssen wir sie annehmen können. wenn mein gegenüber jedoch spürt (und das ist in der regel so), dass ich ihn nicht kritisiere, weil ich ihm helfen will, sondern weil ich mich selbst besser fühlen will, dann ist das nicht hilfreich, sondern destruktiv... es macht mein gegenüber kleiner und mich größer, und dieses ungleichgewicht ist meiner meinung nach der tot jeder kommunikation.

kritik sollte vielleicht tatsächlich immer mit einem gewissen wohlwollen gegenüber dem kritisierten angebracht werden. es ist nach meiner erfahrung auch so, dass man kritik eher annehmen kann, wenn man weiß, dass der kritiker einem wohlgesonnen ist... wenn jemand denkt, ich kann ihn nicht leiden, fasst er jedes wort und jede geste als kritik auf, und wird sie immer ablehnen.
an dem ausspruch von goethe ist vielleicht ebenso etwas wahres: "wer mich nicht liebt, darf mich auch nicht beurteilen"...

wenn es also so ist, dass wir an anderen das kritisieren, was wir selbst haben oder sind, sollten wir wohl einmal öfter darüber nachdenken, wenn wir jemand anderen beurteilen... vielleicht ist es eher so, dass wir das kritisieren, wie wir selbst nicht sein wollen (aber sind).

ergänzung: grade überlegt - das umgekehrte ist wohl ebenso häufig der fall. wir kritisieren das, wie wir gern sein würden, aber nicht sind...

ja, man lernt jeden tag etwas neues...

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